Unterkunft für Ukraine-Vertriebene
Ab 1. Januar 2022
<<< Die Zeit davor
März 2022
Mit Aushängen an den Anschlagtafeln im Ort am 9. März und – deutlich effizienter – mit Mundpropaganda wurde einer breiten Einwohnerschaft mitgeteilt, was am Vortag bei der Ortschaftsratssitzung besprochen wurde:
Die Landesdirektion Sachsen als zuständige Behörde plant die erneute Belegung des Ex-Pionierlagers, dieses Mal mit ukrainischen Vertriebenen.

Also richtig überraschend kam wohl für niemanden die Einquartierung ukrainischer Flüchtlinge oben in der Einrichtung am Dittersdorfer Weg 25. Wer die Bilder und Nachrichten seit Beginn des Krieges unter dem 24. Februar 2022 verfolgt hatte, sah die unzähligen flüchtenden Menschen, sah das Leid, sah die Zerstörungen.

Und völlig anders, also wirklich völlig anders, war die Stimmung unter den Zuhörern im Vergleich zu der ähnlichen Informationsveranstaltung unter dem 29. Oktober 2015. Soll heißen, es gab nur Zustimmung zu diesem Vorhaben. Und viele Angebote der Unterstützung.
Aber auch die deutlich geringere Resonanz seitens der Einsiedler Bürgerschaft zeigte, dass hier nicht ansatzweise solche Probleme befürchtet werden, wie 2015/16 bei den meist jungen, männlichen und muslimischen Asylbewerbern und Immigranten.
Die wichtigsten angesprochenen Punkte:
- Rechtlich handelt es sich bei den hier ankommenden Ukrainern um Vertriebene, keine Asylbewerber
- D.h. günstigere Bedingungen, keine Asylverfahren
- Keine Residenzpflicht, also freie Wohnortswahl
- Arbeitserlaubnis und nach Aussage der LDS wollen die Meisten wohl auch arbeiten
- Der Aufenthalt in Einsiedel soll nur fünf bis sieben Tage betragen
- Maximal 500 Plätze, sukzessive Belegung, wohl schon ab kommenden Sonntag
- Belegung hier auch mit Kindern, Babys, Jugendlichen und Schwangeren
- Die Betreuung des Objekt erfolgt durch die Malteser, die Sicherung durch einen Wachschutz aus Mittweida
- Wegen der geplanten Durchgangssituation sind Kindergarten und Schule/Gymnasium nur relevant, falls im Einsiedel Wohnung genommen würde
- Drei Häuser im Objekt werden wegen Untauglichkeit nicht angemietet
- Es werden keine Asylbewerber in Einsiedel untergebracht
Ehemaliges Ferienlager in Chemnitz-Einsiedel wird als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine genutzt
Die Landesdirektion Sachsen (LDS) wird das Objekt der F+U Gemeinnützige Bildungseinrichtung für Fortbildung und Umschulung Sachsen GmbH am Dittersdorfer Weg in Chemnitz-Einsiedel ab dem kommenden Wochenende für die Unterbringung von Kriegsvertriebenen aus der Ukraine nutzen.
Landesdirektion Sachsen, Pressemitteilungen 2022 [011/2022 – 11.03.2022]
Das Objekt bietet maximal 500 Plätze. Zunächst werden nur rund 100 Menschen ein Quartier erhalten. Parallel mit dem Hochfahren der Unterkunft wird die Anzahl der untergebrachten Flüchtlinge erhöht.
Vor Ort werden die erforderliche soziale und medizinische Betreuung, der Wachdienst sowie die Verpflegung für die neu ankommenden Flüchtlinge vorbereitet. Die Einrichtung wird von den Maltesern betrieben.
Hintergrund der Unterbringung in diesem Objekt in Einsiedel ist der starke Zustrom von Vertriebenen aus der Ukraine nach Deutschland und damit auch nach Sachsen. Vertriebenen, die nicht bereits auf eigene Initiative oder vermittelt durch Familie, Freunde oder Unterstützer eine private oder kommunale Unterkunft finden konnten, stellt die Landesdirektion Sachsen ein Quartier in den eigenen Erstaufnahmeeinrichtungen zur Verfügung.
Die Kapazitäten der sächsischen Erstaufnahmeeinrichtung sind inzwischen nahezu ausgelastet. Deshalb nimmt die Landesdirektion Sachsen auch die Unterbringungsmöglichkeit in Einsiedel in Anspruch.
Mit einer Informationsveranstaltung am 10. März 2022 im Gymnasium Einsiedel hatte die Landesdirektion Sachsen – unter der Beteiligung der Präsidentin, Frau Regina Kraushaar – interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Inbetriebnahme der Unterkunft bereits informiert.


In den späten Abendstunden des 15. März erreichte uns noch dieser Spendenaufruf von Ortschaftsrat und Freiwilliger Feuerwehr Einsiedel.
Als sich am 16. März dann viele Neuankömmlinge unten im Ort z.B. zum Einkauf einfanden, war das Erstaunen zum Teil recht groß.
Keinesfalls nur (ukrainische) Mütter mit Kindern, sondern auch junge Männer, die augenscheinlich eher aus Afrika stammen oder arabischer Herkunft zu sein scheinen. Ausländische Studenten aus der Ukraine?
Auf alle Fälle bemerkt man sofort wieder eine gewisse Unruhe im Ort … so wie 2015. Und die alten „Meldeketten“ scheinen auch noch zu funktionieren.
Am 17. März fand dann der zwei Tage vorher initiierte Sachspendenaufruf von Freiwilliger Feuerwehr und Ortschaftsrat Einsiedel im Feuerwehrgebäude Einsiedler Hauptstraße 95a eine große Resonanz.

Sie wurden von den Kameraden eingesammelt und noch am gleichen Tage oben im Lager abgeliefert (rechts).
(Fotos: Dirk Hänel)

Ausgesetzt wurden seit der Wiederbelegung des Lagers auch die Warnungen mit Sirene in Einsiedel, egal aus welchem Anlass.