Eibenberger Straße 34

Eibenberger Straße 34 Haus Waldesruh OLNr. 6 S

Ehemalige Ortslistennummer/Brandkatasternummer 6 S

Verborgen und doch da: das Haus „Waldesruh“

Eine Seite über ein kleines Haus auf großem Grundstück. Das „Waldesruh“, welches 2024 noch existiert, aber meist „unsichtbar“ ist.

Und auch die Hausnummer 34 hat mittlerweile „ins Nachbargrundstück gewechselt“, wir führen unten entsprechend aus.

Waldesruh Einsiedel, Frontansicht (Giebel) mit Schriftzug
Doch schauen wir uns einige Bilder aus alten Tagen an: um 1939 – ein Blick aus dem Fenster im Dachgeschoss in Richtung „Ziegenschweiz“ …
Haus Waldesruh in Einsiedel, Seitenansicht
… welches man „sauberen Fußes“ erreicht, da die Treppe ja tadellos gekehrt ist!
Sachsen-Drogerie Chemnitz, Schillerstraße, heute Straße der Nationen. Inhaber Kurt Naumann ("Farben-Naumann").
Zum Zeitpunkt ist der Besitzer des recht großen Grundstücks in der Eibenberger Straße 34 in Einsiedel der Drogist Kurt Naumann aus Chemnitz.

Zurück nach Einsiedel. Auch das Grundstück „Waldesruh“ verkaufte Naumann später, und zwar an die Familie Bloching. Das sagt wohl den wenigstens etwas, aber Blochings waren einmal Besitzer von „Bochmann’s Ballhaus“, welches es – umfassend saniert – unter „Ballhaus Hilbersdorf“ noch heute gibt. Es wird von großen Partys am Wochenende hier in Einsiedel berichtet, als Blochings die Eigentümer waren.
Im Nachgang gab es weitere Besitzerwechsel.

Einfamilienhaus in der Eibenberger Str. 34 in Einsiedel
Am 9. Januar 2024 präsentiert sich in der Eibenberger Straße 34 ein schmuckes Einfamilienhaus, Fertigstellung 2017.

Die Hausnummer 34 wurde 2017 durch die Stadt Chemnitz an die Besitzer des neuen Einfamilienhauses vergeben. Seitdem ist das Grundstück „Waldesruh“ ohne Hausnummer. Die unerwartete Vergabe der 34 an die Bauherren des Einfamilienhauses bereitete ihnen während und nach dem Bau einige formelle Probleme. Es gab immer wieder Zuordnungsprobleme und Verwechselungen. Das ist auch der Grund, warum die eingangs dieser Seite gezeigte Hausnummer 34 mit Ortslistennr. 6 S am „Waldesruh“ entfernt wurde.

Unser Augenmerk soll aber der „alten 34“ gelten. Der aufmerksame Betrachter erkennt hinter dem Lichtmast das Haus „Waldesruh“, welches ob des unzähligen Wildwuchses nur jetzt, im Winterhalbjahr (9. Januar 2024), schemenhaft wahrnehmbar ist.

Waldesruh Einsiedel schimmert hervor - 9. Januar 2024
Waldesruh Einsiedel mit Schriftzug
Die seinerzeitigen Eigentümer, Johanna (geb. Saupe) und Kurt Naumann schauen glücklich aus dem Fenster des Giebels Richtung Eibenberger Straße.
Waldesruh hinterer Giebel
Der Giebel Richtung Wasserhochbehälter „Körnerhöhe“. Wo werden wohl die satten Farben für die Fassadenverkleidung gekauft worden sein? 😉

Die Naumanns nutzten das „Waldesruh“ als Wochenendgrundstück, das Haus war beheizbar und verfügte auch über eine Trockentoilette.

Laboratorium Waldesruh

Zum „Laboratorium Waldesruh“ findet sich außer dem hier gezeigten Briefumschlag nichts. Kurt Naumann plante zwar, in einem Nebengelass im Grundstück diverse Arzneimittel herzustellen, indes ging dies nie über die Planungsphase hinaus.

Interessant ist, dass er sich den oben gezeigten Brief selbst schrieb. Er war Briefmarkensammler und gerade hier sollte man auf den Poststempel schauen – Zahlenkombination 2-3-4-5-6-7. Ein Zufall? Sicher nicht!

Hinter dem Tor in der Eibenberger Straße 34 in Einsiedel

Das schmiedeeiserne Tor (oben/1950er-Jahre) wurde – warum auch immer – später durch eine deutlich einfacher gestaltete Arbeit aus geschweißten Rohren ersetzt. (Foto: Andreas Naumann)

Verfallenes Tor zum Grundstück Waldesruh

Und der Verfall des „Waldesruh“ macht auch am Tor und ehemaligem Hauptzugang von der Eibenberger Straße nicht halt. 2014 fanden wir über der Wechselsprechanlage wie oben beschrieben noch die Hausnummer mit Ortslistennummer, hier nun der Zustand am 2. Juli 2023.

Das Grundstück Waldesruh in Einsiedel im oberen Bereich

Die obere Grundstücksgrenze in den 1950er-Jahren. Hinter dem Zaun ist ein weiteres Grundstück, welches bis an den oberen Weg geht. Kurt Naumann hatte dieses verkauft und heute befindet sich hier ein sehr gepflegtes Wochenendgrundstück.
Dahinter (direkt bei den kargen Fichten) befindet sich – bis heute – der Wasserhochbehälter „Körnerhöhe“ und weiter rechts die Zuwegung zur ehemaligen „Körnerhöhe“. Letztere ist heute leider nur noch in Fragmenten erkennbar, während der Hochbehälter eingezäunt sowie saniert ist und für Trinkwasserbelange genutzt wird.
(Foto: Andreas Naumann)

Wildwuchs nahe Körnerhöhe Einsiedel

Gehen wir die Eibenberger Straße aufwärts, gibt es nach den letzten Häusern rechts den vorstehend beschriebenen, öffentlichen Weg zur „Körnerhöhe“, wir umrunden also die Grundstücke an der Eibenberger Straße und befinden uns jetzt auf deren Rückseite. Hier sehen wir am 31. Oktober 2023 rechts des Weges ein Hinweisschild „Privatgrundstück! Durchgang verboten“. Dieses Schild will aber erst mal entdeckt sein. Überall Wildwuchs, Birken, Farne und viel Unterholz.

Am Weg Richtung Körnerhöhe Einsiedel

Und auch Reste einer Einfriedung sehen wir hier. Dieses Areal ist Privatbesitz und gehört zur „neuen“ Eibenberger Straße 34, wenn es auch ein anderes Flurstück ist.

Von hier oben – also nahe Körnerhöhe – bis hinunter zur Eibenberger Straße war das, was heute die Hausnummern 30, 32 und 34 (neu) umfasst, ein großes Grundstück und im Eigentum des „Kombinat Polygraph Leipzig – Betriebsteil Einsiedel“ an der Wiesenstraße (Wiesenufer).

Kleingärten des "VEB Polygraph Einsiedel" an der Eibenberger Straße.

Der Betrieb hatte einigen seiner Mitarbeiter hier Teilflächen im unteren Teil, also an der Eibenberger Straße, zur Verfügung gestellt, die diese als Kleingärten nutzen konnten. Im Hintergrund – als Orientierungspunkt sozusagen – sehen wir die Hausnummer 28.
(Foto: Thomas Unger)

Kleinholz machen im Kleingarten des VEB Polygraph Einsiedel.

„Holz machen“. Was hier im bescheidenen Umfang für den Kleingarten zur Feuerung aufbereitet wird, nahm Mitte der 1980er kurzzeitig eine andere Dimension an.
Große Teile der „Brigade Instandhaltung“ des „Polygraph“ wurden losgeschickt, um im oberen Teil des Grundstücks Holz zu schlagen, soll heißen, große Bäume zu fällen. Und nicht etwa mit Motorkettensäge, sondern mit Baum- resp. Schrotsägen. Anstrengende Handarbeit also.
Der Grund war DDR-typisch und der sozialistischen Planwirtschaft geschuldet. Das Holz brachte man zur Tischlerei Aurich in die Lindenstraße. Dieser nahm es als Kompensation für getrocknetes Holz, aus welchem er Fenster für das Bürogebäude des „Polygraph“ fertigte. Man muss sich das so vorstellen, wie die Gold- oder Silberabgabe im Arbeiter- und Bauernstaat, wenn man z.B. Eheringe erwerben wollte.
(Foto: Thomas Unger)

Eibenberger Straße in Einsiedel. Die Häuser 34, 32 und 30 am 21. Februar 2024.
21. Februar 2024

2015 wurde mit der „neuen 34“ der letzte Teil des ehemals großen Grundstücks im Zuge der Insolvenz der „Maschinenfabrik Einsiedel“, die aus dem „Polygraph“ hervorging und in vorsozialistischen Zeiten schon so hieß, als Bauland verkauft.
Heute stehen hier die Einfamilienhäuser Eibenberger Straße 34 (neu), 32 und 30.


Heimatwerk Einsiedel sagt Danke!

 

Für die Unterstützung zu dieser Seite bedanken wir uns bei:

  • Andreas Naumann (Enkel von Kurt Naumann)
  • Stefan Meier
  • Andreas Wildfeuer

Links zu weiteren interessanten Seiten



Passende, ergänzende Artikel zu dieser Seite:


Eibenberger Straße Einsiedel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert