Tietzbau und Adolf-Hitler-Eiche
Dieses für einen Ort wie Einsiedel recht große Gebäude mit 28 Mietwohnungen wurde in den Jahren 1932/33 durch die “Wohnungsbaugenossenschaft Einsiedel-Erfenschlag” errichtet.
Das Haus besitzt hofseitig vier Eingänge (Hausnummern 2 bis 5) und an der Straßenseite zusätzlich nochmals zwei Eingänge (Hausnummern 3 und 4), durch diese beiden gelangt man auch wieder auf die Hofseite. Auf dem Foto sehr schön zu erkennen die unterschiedlichen Fassaden.
Die linke Haushälfte (Nr. 2 und 3) wurde 1932 fertiggestellt, die rechte Hälfte (Nr. 4 und 5) erst ein Jahr später. Der Grund war eine Verzögerung bei der Kreditvergabe. Das Bild stammt vermutlich aus dem Jahr 1935.
Auch aus dem Jahre 1935 stammt die nebenstehende Annonce.
Wie bereits hier beschrieben, wurde der August-Bebel-Platz am 1. Mai 1933 in “Adolf-Hitler-Platz” umbenannt.
Das festlich geschmückte Gebäude am 1. Mai 1934. Beim genauen Hinsehen erkennen wir in der Mitte des Fotos einen kleinen Baum mit einem Gedenkstein davor, eine sogenannte “Adolf-Hitler-Eiche”.
(Foto: Elke Haubold)
Diese Eiche wurde zu Ehren des seinerzeitigen Reichskanzlers Adolf Hitler anlässlich dessen Geburtstages am 20. April 1933 gepflanzt. Die Zeremonie folgte einer langen Tradition, es gab und gibt Bismarck- und Kaisereichen und -auch in Einsiedel- eine Luthereiche.
Das Foto (aus dem hier behandelten Gebäude heraus aufgenommen) zeigt uns Abordnungen örtlicher Vereine bzw. Verbände. Links Männer der SA, daneben Mitglieder des “Stahlhelm”. Die Herren mit Zylinder werden wohl die Einsiedler Schützenvereine repräsentieren, die Männer rechts davon vermögen wir nicht zuzuordnen. Direkt neben der Eiche ebenfalls zwei SA-Männer. Im Hintergrund sehen wir die hochinteressierten Einsiedler Volksgenossen, dahinter links die Ida-Wiese, rechts der “Schockenbau” an der Reichsstraße, zum Zeitpunkt Hans-Schemm-Straße.
Der Eiche indes war nur ein kurzes Leben beschieden, schon 1945 wurde sie entfernt. Für die “Ausrottung des Nationalsozialismus mit Stumpf und Stiel” ist so eine “Hitlereiche” geradezu prädestiniert. Aber nicht in allen Orten Deutschlands wurden diese Bäume wieder gefällt, selbstredend wurden aber alle umbenannt oder der ursprüngliche Name geriet in Vergessenheit.
Und wohin der fanatischer Gehorsam auf den Namensgeber führte, ist hinlänglich bekannt und zeigt sich uns auch auf dem Foto.
Es zeigt deutlich den immensen Schaden, den das Gebäude durch Krieg und alliierten Bombenterror erlitt.
Aufnahme wohl 1945 oder 46.
(Foto: Irmgard Wildfeuer)
Das Gebäude im Jahre 1955, dem Schmuck nach zu urteilen vermutlich auch am 1. Mai.
Bereits nach der Fertigstellung 1933 erhielt das Gebäude von den Einsiedlern den umgangssprachlichen Namen “Tietzbau”. So benannt nach dem Kaufhaus “Hertie” (Hermann Tietz) in Chemnitz, wie auch immer ein Bezug zu diesem Einsiedler Gebäude hier zustande kam…
Der Name “Tietzbau” hielt sich lange, ist heute allerdings nur noch den wenigsten geläufig.
2003 wurde das Gebäude außen renoviert, bis Februar 2007 waren etwa 80% der Wohnungen saniert. Das Foto zeigt das Gebäude am 17. Januar 2007.
Die “Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Einsiedel e.G.” existiert noch heute und ist auch noch immer Eigentümerin des Gebäudes.
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